Krawattenfehler (Teil 2)
Todsünden und kein Ende...
Nachdem wir beim letzten Mal schon die schlimmsten Fehler im Umgang mit der Krawatte besprochen haben, hier nun ein paar, zwar nicht ganz so extreme, aber ebenfalls nicht besonders sinnvolle, stilistische Grausamkeiten.
Wenn Sie auf große, auffällige Motive verzichten (dezente Allover-Motive sind in Ordnung), Ihre Krawatte passend zu Breite und Hemdkragen binden und sie richtig sitzt, kann eigentlich nicht mehr viel passieren, oder? Doch, kann es. Sie haben zwar das Schlimmste vermieden, aber Sie wollen ja nicht nur weniger unmöglich, sondern gut aussehen. Dann sollten Sie auf ein paar Dinge mehr achten.
Einfarbige Krawatten sind edel, dezent und zeugen von Understatement. Es gibt jedoch Farben, die bei einem Businessoutfit üblicherweise nicht gut ankommen. Eine Krawatte in leuchtendem Magenta oder grellem Limettengrün kann wunderbar sein, um eine Corporate Identity zu transportieren. Wenn Ihr Unternehmen allerdings nicht auf derartige Erkennungszeichen setzt, lassen Sie es lieber und kleiden Sie sich etwas gedeckter. Auch pink wirkt eher extrovertiert als seriös.
Manche Männer wollen gerne besonderen Sinn für Mode an den Tag legen und tragen zum Anzug ein schwarzes Hemd. Nichts dagegen zu sagen, vorausgesetzt Sie tragen den Anzug abends zur gehobenen Party. Im konservativen Büro gibt es hingegen eine eiserne Grundregel: die Krawatte sollte IMMER dunkler als das Hemd sein.
Die Falte im Krawattenknoten
Es soll immer noch Männer geben, die meinen, eine kleine Falte unterhalb des Krawattenknotens mittig in der Krawatte sei ein Makel, den es auszumerzen gelte. In ihren Bemühungen, dieses Grübchen zu beseitigen, ruinieren sie oft den Knoten. Im Erfolgsfall sieht die Krawatte zudem aus wie angeklebt. Also: das Grübchen ist kein Mangel beim Binden des Knotens, sondern eine stilistische Feinheit. Ein krawattenbewährter Gentleman wird sogar diese kleine Falte bewusst hineindrücken beziehungsweise festziehen, gibt sie doch der ganzen Krawatte mehr Volumen.
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass die Krawatte oberhalb des Knotens vollständig unterhalb des Hemdkragens liegen sollte. Dass heißt auch, dass man sich sicherheitshalber, bevor man aus dem Haus geht, noch einmal vergewissert, dass auch tatsächlich keine Stoffstreifen hervorschauen. Ein einfacher Blick in eine Straßenbahn oder Betriebskantine zeigt, dass diese simple Grundregel offenbar manchmal schwerer einzuhalten ist, als man denkt.
Klassiker im Businesslook: Streifenkrawatten
Der Klassiker unter den Businesskrawatten sind nach wie vor Streifenmotive. Aber Vorsicht: selbst hier lauern modische Fettnäpfen. Haben Sie sich vielleicht als Souvenir von Ihrem letzten New-York-Urlaub eine Streifenkrawatte mitgebracht? Dumm gelaufen, sie sollten sie nicht unbedingt zur Arbeit tragen. Ein simpler Grund dafür ist die Richtung der Streifen.
Die diagonalen Streifen einer Krawatte sind in Europa üblicherweise aufsteigend. Das symbolisiert Dynamik, Erfolg und steigende Börsenkurse. Jenseits des Atlantiks hingegen ist die Richtung genau umgekehrt. Hier fallen die Streifen ab, was hierzulande unbewusst mit Fluchtgedanken und Misserfolg in Verbindung gebracht wird. Die Herkunft dieser Unterscheidung ist ungewiss, auch wenn die Briten gerne spotten, die Amerikaner seien zu dumm gewesen, den Stoff richtig herum zuzuschneiden.
Auf die Farbwirkung der Krawatte achten
Inzwischen ist es nicht mehr verpönt, Pastellfarben zu tragen. Diese Freiheit haben Sie theoretisch also auch bei Ihrer Krawatte. Dennoch sollten Sie sich zweimal überlegen, ob Sie damit in harte Verhandlungen einsteigen. Die zarten Farben wirken gefühlvoll und sensibel, sie entschärfen Ihre Autorität eher, als sie sie aufbauen. Das kann nützlich sein, wenn Sie einen eher dialogischen Verhandlungsstil haben. Wollen Sie hingegen eine Geschäfts-Schlacht gewinnen, ist Ihre Krawatte besser rot.
Nicht, dass nicht in der sonstigen Kleidung eine ganze Menge an Fallen stecken können, in die man ahnungslos hinein tappt. Die potentiellen Probleme mit Ihrer Krawatte aber sollten Sie nun im Griff haben.