Trends von Gestern für Männer von heute
Ältere Dinge, die man ausprobiert haben sollte...
Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt, meinte Martial einst. Man sollte meinen, für den Mann von heute klänge dieser Spruch nach Nostalgie, verstaubten Ansichten und Rückschritt. Und doch: man muss sich nicht nach der Vergangenheit sehnen, um zu sehen, dass nicht alles immer schlecht war. Einige Kleinigkeiten der guten, alten Zeit sollte man durchaus einmal ausprobieren, weil sie immer noch ihren Charme haben. Und manches, was noch für unsere Großeltern zum Standardrepertoire ihres Alltags gehörte, ist heute dabei, neue Trends zu setzen. Immer mehr Menschen trauen sich, Dinge auszuprobieren, die ein wenig rückwärtsgewandt wirken. Warum nicht, wenn sie damals schon gut waren? Um ein paar dieser alten Trends, die auch in der Zukunft noch den Alltag veredeln, soll es im Folgenden gehen.
1. Das Rasiermesser
Was einst als simple Körperpflege begann, ist längst zu einer ideologischen Debatte geworden. Der Kampf zwischen Nass- und Trockenrasur wird in Internetforen ausgetragen. Ein Blick in die Regale der Drogerieketten zeigt: die Nassrasur ist längst zum Lifestyle-Produkt geworden. Hersteller überbieten sich von Jahr zu Jahr mit den abenteuerlichsten Kreationen. Hydraulische Aufhängungen und Federn halten Systeme mit drei, vier oder sogar bis zu sechs Klingen. Zudem kann man mittlerweile den Gegenwert einer guten Krawatte für eine Rasierklinge hinblättern.
Doch wahre Puristen schwören auf jenes eine Utensil, das nie verbessert worden ist, weil es schon immer perfekt war: das Rasiermesser. Die Messerrasur ist ungeheuer gründlich, schonend zur Haut, und sie hat einfach Stil. Zugegeben, sie erfordert etwas Übung. Aber Sie werden sich schon nicht die Kehle durchschneiden. Tipp für Anfänger: seifen Sie einen Luftballon ein und rasieren Sie ihn. So bekommen Sie langsam ein Gefühl für den richtigen Schnittwinkel.
2. Der Hosenträger
Wir leben im Zeitalter des Gürtels. Kaum jemand erinnert sich mehr daran, dass der gute alte Hosenträger nur aus der Mode gekommen war, weil im ersten Weltkrieg der Gürtel zur Uniform praktischer war – nur schwer kann man Ausrüstung am Hosenträger befestigen. Heutige Gürtel sind auch elegant und haben mit ihren derben Vorbildern nicht mehr viel gemein. Dennoch ist der Bauch eines Mannes eine Problemzone par Excellence. Der Gürtel rutscht, die Hose sitzt viel zu tief, und besonders bequem ist ein enger Gürtel auch nicht immer.
Die Alternative hat bei uns unbegreiflicherweise einen schlechten Ruf. Der Hosenträger gilt als altväterlich und überholt. Dabei hält er die Hose exakt dort, wo sie hingehört, selbst wenn die Bauchdecke nicht so perfekt abgeflacht sein sollte. Und er lässt sich sehr viel präziser einstellen, als das mit einem Gürtel möglich ist. Während der kurze Höhenflug des Hosenträgers an den Börsen dieser Welt (Michael Douglas setzte dem farbigen Hosenträger in „Wall Street“ ein Denkmal) schnell wieder vorbei war, schwören Maßanzug-Fanatiker immer noch darauf. Und, seien wir mal ehrlich: ein guter alter Hosenträger (nicht die neuen mit Motiven und Clips, sondern die alten zum Knöpfen) verbreitet einfach ein wunderbar modisches Retro-Feeling.
3. Der Wechselkragen
Zugegeben, jetzt wird es exotisch. Wer bis eben noch interessiert mitgelesen und sich gedacht hatte: „warum nicht“?, wird nun vermutlich mit den Schultern zucken. Warum sollte man(n) sich ein Hemd mit abknöpfbarem Kragen zulegen, wie es unsere Altvorderen einst taten? Nun, der Wechselkragen hatte mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie dereinst das Einstecktuch der Manschettenknopf. Ursprünglich kam er auf, weil es billiger war, einen abgenutzten Kragen zu erneuern als ein ganzes Hemd. Im Zeitalter der günstigen Konfektionshemden wirkt diese Methodik überholt, oder? Aber gerade zu wirklich guten Hemden – und die Zahl der Anbieter hochwertiger Maßhemden steigt gerade wieder – hat ein frischer Kragen Vorteile. Denn Kragen ist nicht gleich Kragen. Zu einer leichten Tagesfliege kann der Kragen, der zur britischen Regimentskrawatte perfekt passt, zu förmlich sein.
Gerade bei Businesshemden fasst hier langsam die in den USA verbreitetere Variante des farbigen oder gestreiften Hemdes mit weißem Kragen Fuß – ein Trend, der in genau jenem Modeaccessoire seinen Anfang nahm. Warum dann nicht gleich das Original?