Wer täglich Krawatte trägt, ist weniger krank
Krawattenträger leben gesünder? das jedenfalls ist das Ergebnis einer Umfrage im Mai 2009. Befragt wurden 103 Passanten zwischen 17 und 80 Jahren.
Das Resultat: Männer, die angaben, täglich Krawatte zu tragen hatten im Zeitraum seit Jahresbeginn durchschnittlich nur 2,27 Fehltage wegen Krankheit. Bei den überzeugten Krawattenmuffeln betrug der Vergleichswert satte 4,75 Tage ? mehr als das Doppelte.
Woher kommt dieses Ergebnis? Achten Krawattenträger mehr auf ihre Gesundheit, oder hat die Krawatte doch eine Schutzfunktion?
Bereits im alten Rom war ein der Krawatte verwandtes Kleidungsstück ? der ?Focale? insbesondere bei kränklichen und älteren Personen sehr beliebt. Redner wie Cicero benutzten ihn zum Schutz der Stimme und des Halses. Eine interessante Verbindung: wer Krawatte trägt, hat etwas zu sagen. Auch als Accessoire von Dichtern und Denkern war das schmale Stück Stoff, das mit ungefähr 1,50m Länge unserer Krawatte recht ähnliche Abmessungen hatte, nicht wegzudenken ? und nicht immer ganz unumstritten. So schrieb der große Martial über den Focale: ?Wer deklamiert mit wollenem Tuch um Hals und Gurgel, zeigt nur, dass reden er nicht und auch nicht maulhalten kann.?
Der schützende Focale wurde schnell auch Bestandteil der traditionellen Uniform römischer Legionäre. Auch im alten China diente ein krawattenähnliches Tuch als Halsschutz, wie archäologische Funde zeigen. Ein über 7000 Mann starkes Heer aus Terakottasoldaten ließ sich der Gottkaiser Huang Ti mit ins Grab geben ? und alle von ihnen trugen Krawatte ? beziehungsweise etwas unserer heutigen Krawatte vergleichbares. Auch im europäischen Raum hat der Schutz des Halses Tradition: die Ritter des Mittelalters schützten den Hals mit einer Halsbinde, war dieser doch der einzige Angriffspunkt, der unter der schweren Rüstung noch blieb.
Auch wenn manche die Krawatte heute wieder als ?Business-Rüstung des Mannes? bezeichnen, in derart schweren Gefechten stehen heutige Krawattenträger eher weniger. Doch schützend wirkt sich der Binder immer noch aus: Wer Krawatte trägt, hält den Kragen geschlossen. Somit wird der Hals weniger von Kaltluft umweht. Zudem achten regelmäßige Krawattennutzer mehr auf ihr Äußeres und sind somit üblicherweise eher im langärmeligen Hemd als im leichten T-Shirt unterwegs. So wird dieses harmlose Stückchen Stoff zum bemerkenswerten Vorkämpfer gegen Erkältungskrankheiten aller Art.
Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. So warnt eine amerikanische Studie vor Augenschäden durch allzu fest gebundenen Krawatten. Schon nach drei Minuten erhöhe sich der Augeninnendruck um bis zu 20%, vor allem durch übergroßen Druck auf die Halsvenen. Dies liege vor allem am gestörten Abfluss von Kammerwasser des Auges.
Zudem wurden schon Krawatten als Mordwerkzeuge benutzt, wie zum Beispiel im berühmten ?Krawattenmord im Taunus? 1993. Insbesondere Sicherheitsdienste schwören deshalb auf anklemmbare Clipkrawatten: so ist es nicht möglich, den Träger damit zu erdrosseln, da die Krawatte sich bei Zug löst, statt sich festzuziehen.
Derartige Horrorszenarien brauchen den stilbewussten Mann von heute allerdings nicht zu schrecken. Schon aus optischen Gründen sollte die Krawatte zwar eng am Kragen sitzen, diesen aber nicht einschnüren. Die Unsitte, den viel zu engen Hemdkragen unter der Krawatte offen zu lassen und mit der Krawatte festzuzurren, gehört ebenfalls ins Reich der modischen Geschmacklosigkeiten ? gönnen sie sich ruhig mal wieder ein neues Hemd mit Krawatte, wenn das alte zu eng wird! Mit einem Businesshemd in leichtem weiß oder hellblau liegen sie nie daneben. Modisch Mutige können auch durchaus zu hellem rosa oder dezenten Streifen greifen. Doch wirklich perfekt ist ein geschmackvolles Business-Outfit natürlich nur, wenn es mit der richtigen Krawatte gekrönt wird.
Gerade im Business-Bereich liegen zeitlose Streifen immer noch voll im Trend. In Europa sollten diese Streifen traditionell von links unten nach rechts oben verlaufen ? ähnlich wie die erhofften Börsenkurse. Warum in den vereinigten Staaten gerade das umgekehrte Muster vorherrscht, lässt sich kaum klären.
Für jeden Stil sollte sich etwas finden lassen. Das Sortiment reicht von gedeckten Clubkrawatten und traditionellen britischen Regimentals bis hin zu modernen italienischen Streifenmustern, die auch zum Designeranzug eine gute Figur machen. Also tun sie mal wieder etwas für ihre Gesundheit ? tragen sie Krawatte!