Dressing Down
Die Kunst, nicht zu gut angezogen zu sein
"Dressing down is not about abandoning the way men have dressed in the past. It is about opening up choices for the way they will dress in the future."
Es gab Zeiten, da musste sich der gut angezogene Mann keine Gedanken über sein Outfit machen. Er war mit einem dunklen Gehrock mit Weste, einem gestärkten weißen Hemd mit aufgesetztem Vatermörderkragen und einer schlichten Krawatte bestens bedient. Den Kopf zierte ein passender Hut.
Zeiten ändern sich. Erst wurde die Weste immer seltener, dann verschwand der Hut aus dem allgemeinen Kleidungsrepertoire. Im Strudel der sich wandelnden Mode griff man zum konservativen Business-Dresscode als Fels in der Brandung. Der dunkelgraue oder dunkelblaue Anzug mit dezenter Streifenkrawatte und weißem Hemd wurde ebenso Standard, wie es der Gehrock zuvor war. Das Business Black wurde zum Symbol hierarchisierter Arbeitsabläufe, implizierte solide Finanzen und Professionalität.
Der Casual Friday leitete auch hier einen Wandel ein. Doch nicht nur im Büro, auch in der Freizeit hat der Mann von heute eine Vielzahl mehr Möglichkeiten, sich elegant zu kleiden. Viele alte Kleiderregeln sind aufgeweicht und lassen Spielraum für Experimente jenseits von Jeans und T-Shirt. Jahrelang hat die Office-Mode sich an den Freizeitlook angenähert, jetzt bewegt sich die Freizeitkleidung in Richtung Formal Wear - quasi der Smart Casual Look. Begünstigt wird dies auch durch unsere immer knapper werdende Zeitplanung. Wir fahren von der Arbeit zum Fitnessstudio, treffen uns in der Mittagspause mit Freunden. Da ist es um so besser, wenn mit einfachen Mitteln aus dem Anzug ein Freizeitoutfit werden kann.
Mittlerweile kein Geheimtipp mehr sind Cardigans. Die stylischen Strickjacken, die ursprünglich für das englische Militär geschneidert wurden, ersetzen immer häufiger auch zu Schlips und Kragen das Jackett. Der so entstandene Look ist formell genug, um damit ins Restaurant zu gehen, aber locker genug, um im Kino nicht aufzufallen. Mal davon abgesehen sieht diese Kombination elegant aus und zeigt nicht nur modisches Feingefühl, sondern auch den Mut, die Konventionen ein wenig zurechtzubiegen.
Beliebt ist es, einfach zu einer Kombination die Krawatte wegzulassen. Was locker wirken kann, ist in manchen Berufszweigen inzwischen geradezu eine Uniform geworden. Warum dann nicht noch einen Schritt weitergehen und das Sakko mit Jeans kombinieren?
Die Königsdisziplin des Dressing Down hingegen ist und bleibt der klassische Anzug. Bei immer mehr Freizeitterminen ist er eindeutig zu viel. Aber wer sagt denn, dass man nicht ein wenig lockerer damit umgehen kann? Auf einer Vernissage ist der dunkle Anzug ohne Krawatte absolut passend. Im Winter kann er auch gerne mit Rollkragenpullover getragen werden. Ein schwarzer Rollkragen zum anthrazitfarbenen Anzug wirkt einerseits wie frisch vom Laufsteg, zeigt aber andererseits auch, dass sein Träger ein moderner Mann ist, der sich aktiv mit Kleidungsregeln auseinandersetzt, statt sie einfach zu übernehmen.
Der Anzug zum bedruckten T-Shirt ist durchaus auch machbar, allerdings extrem locker. Zu empfehlen ist dieser Look eher für jüngere Träger, dann macht er sich allerdings auch in der Disco gut. Besonders spannend werden hier die entsprechenden Accessoires. Ein Einstecktuch kann hier durchaus eine Krawatte ersetzen und macht Sie obendrein zum Blickfang.
Manch einer meint, besonders modern zu sein, wenn er im Strickpullover in die Oper geht. Einige wenige können in Kombination mit einer dezenten Krawatte in lila oder türkis dies sogar durchziehen und dabei trotzdem elegant aussehen, vorausgesetzt dieser Pullover passt und ist mindestens so edel wie die Umgebung.
Aber gleichzeitig bringt Ihnen ein derartiger Anlass die Möglichkeit, sich mal wieder richtig in Schale zu werfen. Es muss nicht immer traditionell sein. Tragen Sie mal wieder Smoking, gerne auch ohne die klassische schwarze Fliege. Ist ihre Krawatte schwarz und schmal, können Sie sich sogar ein Hemd in leichtem écru oder rosa leisten.