Schuhe zu jedem Anlass
Da hatte der gestandene Geschäftsmann alles richtig gemacht. Der dreiteilige Anzug in dunklem Anthrazit lag perfekt an, das strahlend weiße Businesshemd zierten edle Manschettenknöpfe an messerscharfer Doppelmanschette. Die Krawatte: ein klassisch gestreifter Traum in dunklem Bordeaux, gebunden selbstverständlich mit einem doppelten Windsor, wie mit der Wasserwaage ausgerichtet. Die Socken waren in dunklem Anthrazit kaum zu sehen. Die personifizierte klassische Herrenmode; wären da nicht die Schuhe gewesen. Denn dazu trug der Unglückliche, man mag es kaum erwähnen, reich verzierte Tassel-Loafer im Flechtdesign. Zudem hätten sie mal wieder eine Politur vertragen können.
Selbst Menschen, die sonst sehr auf ihr Äußeres achten, vernachlässigen zuweilen die Schuhe als Teil des Outfits. Dabei lauern auch in der Fußbekleidung durchaus ein paar Fallstricke. Und nicht nur, weil selbst zu hochwertigen Anzügen oft genug billige Schuhe getragen werden. Es spricht nichts gegen eine preiswerten Schuh, wenn er passt und gut verarbeitet ist. Sondern weil so mancher Schuh einfach nicht so recht in die Situation passen mag.
Es geht hier nicht um Sport- oder Outdoorschuhe. In der Freizeitgarderobe haben beide durchaus ihren Platz. Aber zum Geschäftsoutfit sollten Sie doch eher bei dunklen Lederschuhen bleiben. Einige wenige Schuhschnitte können mittlerweile als Klassiker gelten. Die Regelungen, welcher Schuh wann als passend gelten kann, sind nicht mehr so streng wie in vergangenen Tagen. Eine große Schuhhändlerkette hat so zum Beispiel derzeit keinen einzigen Schuh mit geschlossener Schnürung im Sortiment. Dennoch gilt es immer noch, bestimmte Kombinationen zu vermeiden.
Der Oxford ist ein solcher Klassiker. Früher galt er allein als dem förmlichen Geschäftsanzug angemessen. Der Oxford hat einen relativ glatten Schnitt, eine geschlossene Schnürung und eine abgesetzte Kappe auf der Spitze. Natürlich sind Sie mit einem Oxford immer noch gut beraten, wenn Sie einen Schuh zum dunklen Anzug benötigen. Inzwischen können Sie aber auch guten Gewissens zum Brogue oder zum Derby greifen, ohne Stilregeln zu verletzen. Lediglich zum Smoking ist der Oxford immer noch mehr oder weniger Pflicht, wenn Sie nicht ohnehin Lackschuhe mit erhöhten Absätzen bevorzugen.
Nicht ganz so förmlich ist der Brogue. Er fällt zunächst durch sein gestanztes Lochmuster ins Auge. Die heute rein dekorativen Stanzungen hatten früher ganz konkret den Sinn, dass eingedrungenes Wasser besser wieder ablaufen konnte. Der Brogue galt als sehr sportlich. Unsere Schuhgewohnheiten haben sich aber mit der Zeit verändert, so dass er auch zum etwas formelleren Outfit eine gute Figur macht. Geschnitten ist er zumeist wie ein Oxford oder auch als Wingtip, mit einer in der Mitte spitz gezogenen Kappe.
Der Plain Derby ist momentan dabei, dem Oxford gleichberechtigt zur Seite zu treten. Das überrascht, galt der glatte, unverzierte Schuh mit der offenen Schnürung doch ursprünglich als weniger formeller Alltagsschuh. Zudem ist er bequem. Wählen Sie einen Derby mit Ledersohle zum Anzug, Gummisohlen sind in der Freizeit oder auch bei nassem Winterwetter die bessere Wahl. Darüber, dass manche Hersteller derartige Schuhe inzwischen mit Sportnähten und Flügelschnitten versehen, und so die Grenzen zum Sportschuh verschwimmen lassen, lässt sich trefflich streiten.
Der am wenigsten förmliche klassische Herrenschuh ist der Loafer. Als Pennyloafer mit geschlitzter Frontlasche oder als Tasselloafer mit Ziersenkeln ist er ein idealer Begleiter bei Freizeitaktivitäten aller Art. Auch aus dem Sektor des Business Casuals ist er nicht mehr wegzudenken. Er sollte allerdings weder am Abend noch zum Anzug getragen werden.
Beliebter wird auch der Monkstrap. Geschnitten ist er wie ein Derby, aber statt der Schnürung besitzt er eine Lasche mit einer oder zwei Schnallen. Dadurch wirkt er etwas höher und in schwarzem Leder sogar relativ edel. Auch der Monk kann zum Anzug nicht mehr generell abgelehnt werden.
Wichtig für all diese Schuhe ist allerdings, dass sie regelmäßig geputzt und gepflegt werden. Zudem sollten sie farblich zum Gürtel passen. Schnüren sie nicht nur Ihre Schnürsenkel, sondern auch ein Gesamtpaket aus Schuhen, Gürtel, Manschettenknöpfen und der passenden Businesskrawatte. Denn wie sagte schon der auch in Modekreisen als Legende bekannte Honoré de Balzac: "Ein guter Beobachter sieht am Zustand der Schuhe, mit wem er es zu tun hat."