Der Trend zum Accessoire
Moderner Look ist ohne Kleinigkeiten nicht komplett
Trends sind manchmal eine reichlich überraschende Sache. Nun gut, niemanden wird es ernsthaft überraschen, dass einfarbige Hemden in hellen Farbtönen auch in dieser Saison noch tonangebend sind. Und wer den Trends des letzten Winters folgte, wird sich auch nicht darüber wundern, dass der Stil des „New Classic“ anhält, wenn auch leicht verändert. Statt edler Stoffe geben nun lockere Schnitte den Ton an.
Ein leichtes Strandsakko im Prewashed-Look? Kein Tabu mehr. Nicht einmal zu locker gebundener Krawatte und Dreiviertelhosen. Die neue Lockerheit erfasst auch die klassischen Bereiche. Selbst Anzüge werden ungefüttert über dem T-Shirt getragen und sind oft mit farbigen Ziernähten abgesetzt – mehr für die Disco oder den sonnendurchfluteten Strand als für das Büro, aber wer weiß, wo die Entwicklung noch hinführt. Smart und clean, aber dabei immer schön locker bleiben, lautet die Devise.
Die große Überraschung hingegen ist eine andere. Was in den letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund geriet, wird jetzt zum stilprägenden Element. Kleine Accessoires werden immer wichtiger. An auffälligsten wird dieser Trend bei einem Zubehör, dass man normalerweise sicherlich nicht unbedingt mit dem Sommer in Verbindung bringen würde: dem Schal. Denn der ist das eigentlich neue.
Nun hat der klassische Krawattenschal eine langjährige Tradition. Leider haftet ihm aber immer auch ein wenig der Geruch von dandyhaftem Playboy-Leben an. Zu Unrecht, denn ein klassischer Ascot oder Krawattenschal, locker im Hemdkragen getragen, wirkt nicht nur ausgesprochen distinguiert, sondern auch immer eine Spur rebellisch, selbst wenn er von einem klassischen Muster wie Paisleys oder Blüten geziert wird.
Die aktuelle junge Mode hat diesen Schal völlig anders für sich entdeckt. Dünne Sommerschals, entweder zart durchschimmernd oder in kräftigen Farben, werden kunstvoll um den Hals geschlungen, teils offen über dem T-Shirt, teils auch etwas dezenter in den Kragen eines V-Necks gesteckt. Zusammen mit der wieder zurückgekommenen Weste, deren Schnitt großzügig und lässig ist, auch wenn sie sich optisch wieder an der Anzugweste orientiert, ergibt sich so ein spannender Look irgendwo zwischen Rebell und Retro, der aber genug mit klassischen Elementen aufgeladen ist, um auch konservativeres Publikum nicht zu verärgern.
Doch auch das Einstecktuch ist zurück. Nicht das alte, gestärkte aus Leinen wie zu Großvaters Zeiten. Die klassische Rechtecksfaltung ist ebenfalls nicht mehr das Maß der Dinge.
Aber farbige Tücher aus glänzender Seide können ein lockeres Freizeitsakko enorm aufwerten, vor allem, wenn man sie locker in der Tasche aufbauscht. Auch hier dürfen, ganz im Zeichen des Trends zum Color-Blocking, die Farben ruhig etwas kräftiger werden. Oder versuchen Sie es mit Trendmustern.
Wer sich nun noch wohltuend von der Masse abheben will, greift in die Trickkiste der Modeklassiker von gestern und damit zu den guten alten goldenen Manschettenknöpfen. Die sind zu unauffällig, um protzig zu wirken, sind aber ein Eyecatcher, der ankommt.
Wohlgemerkt: wir reden hier von einem Freizeitlook, nicht von konservativer Bürokluft. Deshalb können auch die lockeren Varianten dieses New-Classic-Sommerstyles problemlos mit noch lockereren Elementen kombiniert werden: Sneakers, Lederarmbänder und vereinzelt auch wieder Hüte und die inzwischen Kult gewordene Schiebermütze.