Pflege der Krawatte
Aufbewahrung, Pflege und Reinigung von Herren Krawatten
Stellen Sie sich vor, Sie würden mehrmals pro Woche die Hosenbeine Ihres Anzugs verknoten. Selbst regelmäßiges Bügeln könnte nicht verhindern, dass der Stoff schnell ruiniert wäre. Eine Seidenkrawatte übersteht es dagegen problemlos, immer und immer wieder zum Windsor oder Four-in-Hand geknüpft zu werden – und das manchmal über Jahre. Ein Minimum an pfleglicher Behandlung erhöht die Lebensdauer jedoch zusätzlich.
Ganz wichtig ist es, den Binder nach jedem Tragen zu entknoten. Besonders schonend geht das so: Krawatte lockern, dann über den Kopf abnehmen und anschließend ganz aufmachen. Danach wickeln Sie die Krawatte um Ihre Hand und lassen sie mindestens über Nacht liegen. Falten und Knitterstellen sind am nächsten Morgen meist komplett verschwunden. Falls nicht, reichen ein paar Dampfstöße aus dem Bügeleisen. Wenn Sie die Krawatte doch einmal richtig bügeln müssen oder wollen, legen Sie ein sauberes Baumwoll- oder Leinentuch zwischen Eisen und Seide. Plätten Sie bitte keine scharfe Kante in den Binder, er soll vielmehr seine leicht schlauchartige Konsistenz behalten.
Besser ist es, die Knitterstellen nur mit Dampf zu behandeln, indem man das Bügeleisen dicht über der Krawatte entlangführt, ohne sie dabei zu berühren. Durch die Feuchtigkeit wird die Einlage in der Krawatte langsam wieder „aufspringen“. Man kann auch heißes Wasser in die Badewanne laufen lassen und die Krawatte in den entstehenden Nebel hängen.
Ansonsten kann man gelegentlich überprüfen, ob das Etikett noch ordentlich festsitzt, da es schade ist, wenn es verloren geht. Außerdem wirkt es ungepflegt, wenn es nur noch an einem Faden hängt oder an der Seite herausschaut. Bei Jacquard-Krawatten sollte man hin und wieder die Ränder am breiten Ende auf Beschädigungen hin untersuchen, denn es sieht nicht schön aus, wenn die Seide an der Spitze schon ausfranst.
Grundsätzlich kann man Binder hängend oder liegend verstauen. Einzige Ausnahme sind Strickkrawatten: sie bevorzugen immer die Waagerechte, da sie sonst ausleiern. Die billigste Methode besteht in einem Kleiderbügel, über dessen Querstrebe die Krawatten gehängt werden. Selbst drei oder vier solcher Bügel nehmen nicht viel Platz weg. Allerdings können glatte Krawatten schon mal herunterrutschen. Achten Sie darauf, dass keine scharfen Kanten den Stoff beschädigen.
Eine grobe Vorsortierung ist sinnvoll, also z.B. ein Bügel für Streifenkrawatten, ein Bügel für Motivkrawatten und ein weiterer für einfarbige Krawatten. Oder Sie sortieren nach Farben. Alternative Aufbewahrungen sind spezielle Krawattenbügel, die für jede Krawatte einen eigenen kurzen Steg vorsehen. Hier sollte man jedoch darauf achten, dass keine scharfen Grate vorhanden sind, die einen empfindlichen Seidenstoff beschädigen könnten.
Für das Aufbewahren einer Krawatte gilt das gleiche wie für die Aufbewahrung anderen Textilien: Sie sollten nicht zu dicht gedrängt im Schrank hängen oder liegen, damit die Luft ausreichend zirkulieren kann, außerdem brauchen sie Schutz vor Sonneneinstrahlung, Staub, Feuchtigkeit und gegebenenfalls auch vor Motten. Wer genügend Platz im Schrank und eine eigene Schublade für die zusammengerollten und übersichtlich geordneten Krawatten hat, erfreut sich jeden Morgen ihres Anblicks und langwieriges Suchen in den Tiefen des Schranks ist überflüssig. Dabei können Sie die Binder entweder einmal in der Mitte falten (je nach Schubladengröße) oder aber aufrollen. Letzteres erlaubt einen schnellen Überblick und pflegt auch die Krawatte, da durch das Aufrollen Knitterfalten verschwinden.
Krawatten auf Reisen
In den Urlaub nehmen nur die wenigsten Männer eine Krawatte mit, in der Regel begleitet sie uns eher auf Geschäftsreisen. Damit der Binder möglichst unzerknittert am Zielort ankommt, sollte man ihn jedoch sorgsam einpacken.
Methode eins besteht darin, die Krawatte um die Hand herum aufzuwickeln und sie dann in einer Ecke des Gepäckstücks unterzubringen, in der sie nicht gequetscht wird. Methode zwei empfiehlt, die aufgerollte Krawatte in den Kragen eines Hemds zu stecken. Nach Methode drei wird die Krawatte einmal auf halbe Länge gefaltet und dann obenauf platziert. Man kann sie auch zuunterst auf den Boden des Gepäckstücks transportieren, weil sie dort ganz flach aufliegt. Methode vier rät zu einer separaten Krawattenhülle, die eine oder zwei Krawatten sicher aufnimmt.
So oder so ist es keine schlechte Idee, auf Businesstrips mehrere Krawatten mitzunehmen. Ansonsten kann es passieren, dass man den einzigen Binder durch einen Fleck außer Gefecht setzt und dann ohne Ersatz dasteht. Um dieses Risiko zu minimieren, tragen manche Reisende ohnehin ausschließlich dunkle und damit naturgemäß weniger empfindliche Krawatten. Eine gute Wahl sind Exemplare aus gröberer Jacquard-Seide, da Verunreinigungen nicht sofort tief in das Gewebe eindringen.
Fleckentfernung bei der Krawatte
Doch was tun, wenn beim Frühstück Eigelb auf den Binder kleckert oder Tomatensoße beim Pastaessen in der Mittagspause? Regel eins: Flecken nach Möglichkeit immer sofort behandeln. Das geht leider gerade im Business nicht immer, man sollte dann aber wenigstens die Notfall-Maßnahmen ergreifen. Also zuerst behutsam die Verunreinigung entfernen, Eigelb z. B. mit einem sauberen Messer (oder Messerrücken) vorsichtig abkratzen oder Tomatensoße mit der Serviette wegtupfen. Dabei darauf achten, dass man die unerwünschte Substanz nicht tiefer in den Stoff hineinreibt. Danach muss der Fleck – je nach Art – weiterbehandelt werden.
Um fettige Verunreinigungen aus dem Gewebe zu lösen, könnte man theoretisch Seife oder Geschirrspülmittel auf ein sauberes, nicht fusselndes Tuch geben und damit dem Fleck zu Leibe rücken. Dies kann aber dazu führen, dass Farbstoffe aus dem Speisespritzer verdünnt und dann großflächig auf der Krawatte verrieben werden, vor allem wenn Sie den Lappen vorher mit Wasser angefeuchtet haben. Fleckentinktur ist da risikoloser, allerdings nicht immer zur Hand. Spiritus sollte dagegen in den meisten Haushalten griffbereit sein, nicht nur deshalb schwören viele auf dieses preiswerte Gegenmittel.
Wenn die punktuelle Fleckentfernung nichts geholfen hat, sollten Sie den Binder in die Reinigung geben. Bringen Sie aber vorher in Erfahrung, welcher Betrieb wirklich sorgsam mit Ihren Krawatten umgeht, die billigsten Firmen sind nicht immer die besten. Ansonsten kann es passieren, dass der Binder einfach platt gebügelt wird und er dadurch sein Volumen verliert oder die Oberfläche gänzlich zerstört wird. Im Idealfall finden Sie einen Spezialbetrieb, der handgemachte Krawatten bei Bedarf auseinander nimmt und nach dem Reinigen und Bügeln wieder fachgerecht von Hand zusammennäht. Allzu häufiges Reinigen tut der Seide nicht gut, deshalb sollte man kleinere Flecken punktuell mit Fleckenwasser oder Spiritus entfernen.
Deshalb auf Reisen oder bei Geschäftsessen Krawatten aus heller, bedruckter Seide lieber im Schrank lassen. Selbst winzige Spritzer stechen auf solchen Bindern extrem ins Auge. Auf dunkler Jacquardseide bleiben kleine Flecken unsichtbar.