Modische Todsünden
Ratgeber liegen im Trend. Egal, wohin man blickt, man wird geradezu mit guten Tipps überschwemmt. Wie rasiert man sich mit einem Rasiermesser? Wie repariert man eine Waschmaschine? Und wie verdammt noch mal verschwinden die kleinen Flusen auf neuen Wollpullovern? Auch im Bereich der Mode besteht an guten Tipps wahrlich kein Mangel. Man sollte meinen, da sei es einigermaßen einfach, zumindest die gröbsten Stilsünden zu vermeiden. Und doch: ein simpler Blick auf die Straße zeigt, dass es mit dem Stil wohl doch nicht so einfach ist.
Nicht nur dass manch einer sich mit Kleinigkeiten sein Outfit ruiniert, mancher geht sogar so weit, seine schlimmsten Verfehlungen als Highlight verfeinerten Geschmacks anzusehen. Nun, Geschmack ist eine schöne Sache. Manche Dinge zeigen hingegen nur, dass sie keinen haben.
Immer wieder beliebt: weiße Tennissocken.Niemand weiß so genau, wie es die in erster Linie praktischen Sportaccessoires geschafft haben, in den Achtzigern zu Modeartikeln aufzusteigen. Dies hatten sie mit ähnlich unsäglichen Erscheinungen wie Ballonseide und Leggins gemeinsam.
Dabei spricht nicht einmal generell etwas gegen weiße Socken. Zum weißen Anzug sind sie unverzichtbar, und auch wer beruflich weiß trägt, wird sich ohne sie reichlich verloren vorkommen.
Doch schon das Material verrät: es handelt sich bei Tennissocken um Sportausrüstung. Tennissocken sind aus fast dem gleichen Material wie Schweißbänder oder Frottiertücher. Sie sind Funktionsbekleidung, um beim Sport die Füße trocken zu halten, nicht mehr. Optisch sind sie eine mittlere Katastrophe.
Sollten Sie allerdings tatsächlich das Pech haben, dass Ihre Füße extrem schwitzen, können sich solche Socken möglicherweise für Sie lohnen. Aber glücklicherweise gibt es sie mittlerweile auch in unauffälligem Schwarz oder Dunkelgrau – und ohne die üblichen farbigen Sportstreifen am Rand.
Apropos Ballonseide: der Trainingsanzug aus möglichst bunter Ballonseide ist unseligerweise auch nicht auszurotten. Das überrascht, denn nicht nur dass er nicht gut aussieht, er ist auch zu seinem eigentlichen Zweck, dem Sport, kaum zu gebrauchen. Denn es gibt kaum etwas, worunter man stärker schwitzt, als unter einer Lage aufgebauschtem Nylon. Und seien wir mal ehrlich: wie das gute Stück Ende der Achtziger zu seinem Kultstatus gekommen ist, weiß heute wirklich kein Mensch mehr. Außer dass es vermutlich etwas mit Abgrenzung gegenüber der Generation Anzugträger zu tun hatte.
Immer wieder leidenschaftlich gestritten wird um das gute alte Unterhemd. Natürlich die ärmellose Variante aus Feinripp. Ob dieses Kleidungsstück praktisch ist oder einfach nur von vorgestern, wird oft genug zum Inhalt ideologischer Grabenkämpfe. Unbestritten ist jedoch: es handelt sich um Unter-, nicht um Oberbekleidung. Als T-Shirt-Ersatz sieht das Teil einfach nur ungepflegt aus (vor allem mit einer trendigen Ballonseide-Trainingshose über weißen Tennissocken kombiniert...). Also, wenn Sie gerne Unterhemden tragen, will Ihnen das niemand madig machen. Aber tragen Sie etwas darüber. Und zwar nichts allzu durchsichtiges. Ein Businesshemd sollte unproblematisch sein.
Und wo wir gerade beim Hemd sind: es gibt immer noch viele Männer, die meinen, Krawatten wirken zum kurzärmeligen Hemd professionell. Das stimmt so nur teilweise. Denn ein kurzärmeliges Hemd ist auf Bequemlichkeit ausgelegt, nicht auf förmliche Optik. Ist es zu warm für lange Ärmel, krempeln Sie einfach die Ärmel hoch. Am besten sieht das aus, wenn der Ärmel etwas unterhalb des Ellbogens liegt. Wenn es das Kurzarmhemd sein soll, überlegen Sie noch einmal, ob Sie die Business-Krawatte wirklich brauchen. Ein Kurzarmhemd wirkt am besten locker über der Hose getragen und mit offenem Kragen.
Übrigens: Manschettenknöpfe zu Jeans sind entgegen anderslautender Meinungen keine Todsünde. Sie sind nur ein starkes modisches Statement, bei dem Sie sich zweimal überlegen sollten, ob Sie es durchziehen können. Denn sonst überwältigt sie der Look schnell, und auffallen werden Sie damit.